3D Illustration eines iMacs mit zwei Personen davor.

Was ist UX-Design? Warum gutes User Experience Design gefühlt nichts bringt, aber genau dann am besten ist.

 

Lesezeit: ca. 10 Minuten

 

Es gibt wohl kaum einen Job, der unser aller Leben täglich so stark beeinflusst und doch so unbekannt und mißverständlich ist wie User Experience Design (UX-Design). Was ist UX-Design also? Was UX mit dir und deinem Alltag zu tun hat und warum es Segen und Fluch zugleich ist, erfährst du in den nächsten 10 Minuten in diesem Blogbeitrag.

UX-Design ist die hohe Kunst, die Nutzer gezielt durch eine Webseite, eine App oder eine Desktop-Anwendung zu führen. User sollen so entweder ihre entsprechenden Ziele möglichst schnell und einfach erledigen können oder zu einer erwünschten Reaktion verleitet werden. Dazu kann der Kauf eines Produktes, die Kontaktaufnahme zum Kundensupport oder die Planung einer Route gehören.

 

 

Was ist UX-Design also eigentlich?

 

Einer der wichtigsten Design-Grundsätze lautet “Form follows function”. Das Aussehen eines Objektes sollte sich also der Funktion anpassen, nicht den ästhetischen Präferenzen eines selbsternannten Ästhetik-Enthusiasten. Dass dies auch gleichzeitig der einzige Grundsatz ist, der nicht permanent in Frage gestellt wird (und wir kommen später noch dazu, warum das in-Frage-Stellen eigentlich so fundamental wichtig ist) zeigt, wie umfassend und zielführend diese einfache Regel ist. UX-Design ist hier quasi der Leim, welcher “Form” und “Function” an den passenden Stellen aneinander klebt.

 

“User Experience Design klingt wie eine recht junge Disziplin, doch Supermärkte haben dieses Konzept schon vor vielen Jahren zu Tode optimiert – früher gab es nur keine ansprechende Jobbezeichnung, mit der man auf Instagram hätte angeben können.”

 

3D Illustration einer Person mit einem Smartphone in der Hand.

 

UX-Design im Webdesign ist wie eine Geisterstunde – man fühlt etwas, doch am Ende lässt sich wieder kein Geist blicken.

 

Richtig gutes UX-Design ist leider unsichtbar. Genau wie richtig guter Buchdruck, oder hast du schon einmal ein Buch gelesen und dir gedacht “Oh wow, die Typografie auf den Innenseiten ist ja richtig angenehm”? Schlechtes User Experience Design fällt dafür umso mehr auf: User besuchen Webseiten und nutzen Apps in der Regel mit einem festen Ziel im Blick, welches sie möglichst schnell erreichen wollen. Wenn das nicht klappt, fällt das negativ auf und die User kehren unter Umständen nie wieder zu der App, der Unternehmenswebsite oder dem Online Shop zurück. Etwa 88% der Konsumenten vermeiden Webseiten und Apps, bei denen sie ein einziges mal eine schlechte User Experience erfahren hatten. Und genau über diesen Satz solltest du mindestens 10 Sekunden nachdenken. Und weiter…

 

 

The dark side of User Experience

 

Auch genau das Gegenteil von “gutem” UX-Design kann durchaus zur Strategie werden, um ein bestimmtes Verhalten zu unterbinden. Hast du schon einmal versucht, deinen Amazon Account zu löschen? Das ist nämlich nicht so einfach: hier wird man zunächst gefühlt stundenlang durch Unterunterunteruntermenüs geleitet und zu mehreren verschiedenen Hilfeseiten geführt. Wer hartnäckig genug ist, stößt dann irgendwann auf den Hinweis, dass man sich dafür direkt an den Kundensupport wenden soll. Dort den richtigen Ansprechpartner zu finden ist noch mal eine Odyssee für sich – die meisten User haben vorher schon aufgegeben und vergessen ihr Anliegen einfach.

 

Diesen UX-Ansatz nennt man “Dark Patterns”. Geprägt wurde dieser Begriff von einem UX-Spezialisten namens Harry Brignull, der seinen Lebensinhalt darin gefunden hat, solche UX-Konzepte öffentlich an den Pranger zu stellen.

 

Gehören Dark Patterns zu der feinen Art? Nein und deine Kunden werden dich hassen. Aber gleichzeitig sind sie auch wirksam genug, dass viele Firmen diesen Weg gehen wollen.

 

 

 

Okay, UX-Design ist also unsichtbar. Aber was sollte ich sehen?

Neben “Form follows function” wird es nun Zeit für einen weiteren, allumfassenden Design-Grundsatz, den du immer vor dich hermurmeln kannst, um weise zu wirken: “Keep it simple, stupid”

 

Wenn deine App eine Bedienungsanleitung braucht, ist sie vielleicht einfach mit einem schlechten UX-Design konzipiert worden. Da UX-Design die Funktion mit dem Aussehen, also dem User Interface Design verheiratet (wenn du richtig angeben willst, kannst du dafür den Begriff “UIX-Design” verwenden), wird eine gute User Experience vor allem durch eine klare sichtbare Struktur und visuelle Hierarchie sichtbar. Ein gutes Beispiel ist hier Netflix: die Benutzeroberfläche ist klar strukturiert und wurde bekannt dafür, dass selbst Kleinkinder, die noch nicht lesen können, sich ohne größere Schwierigkeiten durch den Serienkatalog bewegen können. Diese User könnten eine Bedienungsanleitung nicht einmal lesen, selbst wenn es sie gäbe. Der Schlüssel zum Erfolg war hier einfache und klare Muster. Der große Button führt zur nächsten Folge, der kleine Button zurück zur Übersicht, wo die Kinder eben nicht hin wollen.

 

3D Illustration eines Smartphones mit herumfliegenden Elementen drum herum.

 

Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass eine optisch klare und cleane Struktur immer auf einem guten UX-Design basiert. Handys sind schließlich auch nicht einfacher in der Bedienung geworden, nur weil es viel weniger Knöpfe gibt. Es geht eben darum, den “Weg zum Ziel” zu vereinfachen und unnötige Schleichwege zu vermeiden und nicht fundamentale Funktionen zu streichen.

 

 

Wie erkläre ich jemandem mit der Aufmerksamkeitsspanne eines toten Eichhörnchens wichtige Dinge? Klare Sprache im UX-Design wäre da eine Möglichkeit…

 

Zu einer guten User Experience gehört aber auch eine klare Sprache in Wort und Bild. User lesen oft nur 20% des gesamten präsentierten Textes. Deshalb hier ein weiterer Grundsatz: “Ain’t nobody got time for that”. Niemand wird sich die Zeit nehmen, lange nach den Infos zu suchen (außer es ist dir wirklich, wirklich wichtig deinen Amazon Account zu löschen). Ein guter UX-Designer hat also auch dafür zu sorgen, dass in diesen 20% alle wichtigen Informationen enthalten sind. Die User-Freundlichkeit (ein weiterer Angeberbegriff für dich: “Usability”) einer Website lässt sich laut Studien durch einen klar strukturierten Text in verständlicher Sprache mehr als verdoppeln.

 

Ein weiteres, oft vergessenes Zauberwort hier ist “Microcopy”. Microcopy bezeichnet den Teil des App- oder Websitetextes, der unter anderem auf Schaltflächen oder kurzen Hinweisen eingefügt wird. Auch hier mögen Nutzer klare und kurze Aussagen. “So findest du zu uns” ist folgerichtig weniger sexy auf einem Button als “Route planen”.

 

3D Illustration eines Laptops mit herumfliegenden Elementen.

 

Und was ist denn jetzt “gutes” UX-Design?

Ähnlich wie “Was macht denn jetzt ein gutes erstes Date aus?” lässt sich diese Frage nicht ganz so leicht beantworten. Das Erlebnis einer mobilen App oder einer Website ist für jeden einzelnen anders: ein mobiler Nutzer würde deinen Online Shop auf dem Smartphone anders bedienen als der Desktop User. Dennoch gibt es ein paar Grundsätze, die dein erstes Date mit einem potenziellen Kunden erfolgreich machen – egal welche Ziele dein Projekt verfolgt, wenn du folgende Punkte beachtest, kannst du auf jeden Fall noch etwas aus deinem Digitalprojekt herausholen:

 

User Experience Design Tipp 1: Du gehörst nicht in die Zielgruppe

 

Einer der größten Fehler, die du beim UX-Design begehen kannst, ist davon auszugehen, dass jeder User so ist wie du. Das ist meistens nämlich nicht der Fall. Du hast das Projekt geplant, deshalb weißt du, wie es funktioniert. 99,99999% der Menschheit hat dieses Wissen nicht.

 

 

User Experience Design Tipp 2: Investiere genug Zeit, deine Zielgruppe(n) kennenzulernen

 

Die Zielgruppe bringt dir oder deinem Kunden schließlich das Geld in die Kassen. Wenn deine Schwiegermutter zur Zielgruppe gehört, ist das ein guter Zeitpunkt, einmal mit ihr zu reden.

 

3D Illustration von zwei Personen in tänzerischen Posen.

 

In der Planungsphase eines Projektes sind Personas ein gutes Tool, um die einzelnen Gruppen zu identifizieren und voneinander abzugrenzen. Du bekommst außerdem ein zusammenhängendes Bild, dass es dir erlaubt, dich in einen fiktiven Kunden hineinzuversetzen. Wenn die Website bereits steht und nur noch etwas UX-Politur braucht, macht es Sinn, Zeit in Analysesoftware zu investieren. So kannst du erfahren, wo deine Zielgruppe startet, welche Seiten besonders interessant sind und warum der ein oder andere Verkaufsabschluss am Ende doch nicht geklappt hat. Diese Informationen kannst du dann im besten Fall durch User Surveys ergänzen.

 

 

User Experience Design Tipp 3: Habe keine Angst davor, bereits stehende Konzepte zu überwerfen

 

Es gibt Momente, da kann man so richtig Stolz auf seine bisher geleistete Arbeit sein. Die Entwicklung von UX-Konzepten ist kein solcher Moment. Scheue dich nicht davor, bereits erarbeitete Pläne teilweise oder komplett über den Haufen zu werfen, wenn du merkst, dass etwas nicht wirklich Rund läuft. Nur wer 90% der Schrottideen aussortiert, kann die besten 10% der Ergebnisse erzielen.

 

 

User Experience Design Tipp 4: Hab Angst vor Überraschungen

 

Überraschungen können etwas schönes sein. Auf Beerdigungen und bei einer User Experience sind sie aber eher unangebracht. Der zukünftige Fanclub deiner Website findet sie auch nicht so toll. Wichtige Informationen sollten deshalb immer klar kommuniziert werden. Wohin führt dieser Button? Wie und wann bezahle ich meine Bestellung? Was erwartet mich hinter einem Link? All diese Fragen sollten möglichst präzise und frühestmöglich beantwortet werden.

 

Bei einer mehrstufigen Form der Interaktion (z. B. einem Bestellprozess oder einem Kontaktformular) sollten die Nutzer zusätzlich Feedback in Form von Hinweisen oder E-Mails erhalten: so ist es beispielsweise äußerst effektiv den Kunden durch einen mehrphasigen Bestellprozess an die Hand zu nehmen und jeden Teilabschnitt entsprechend zu bezeichnen (“Lieferadresse” – “Bezahlmethode” – “Zahlungspflichtig bestellen”) und den Verkaufsabschluss anschließend explizit zu bestätigen.

 

 

User Experience Design Tipp 5: Benutze Muster

 

User Experience und User Interface Design gehen hier Hand in Hand. Menschen lieben Muster, weil es so keine Überraschungen gibt (die wir ja nicht mögen). Damit die selben Menschen auch deine Webprojekte lieben, solltest du auf Design- und Verhaltensmuster zurückgreifen. Du kannst dir das ein bisschen Vorstellen wie einen Hamsterkäfig: wenn du einen großen blauen Button als “Zahlungspflichtig bestellen” definiert hast, sollte dieser nicht weiter unten für “Bitte schließe diese Seite” stehen. Das würde deine Hamster verwirren. Außerdem kannst du hier auf bereits populäre Muster zurückgreifen: Rot steht für “Bitte tu das nicht”, Links sind meistens unterstrichen und auch Kleinkindhamster wissen oft schon, wie Tabs und Buttons funktionieren (und können Netflix eben wegen dieser Muster so gut bedienen).

 

 

User Experience Design Tipp 6: UX-Design ist ein iterativer Prozess

 

Wenn dein Projekt in der Testphase nur für mittelmäßige Resultate sorgt, dann solltest du ein paar Schritte zurückgehen – darüber haben wir bereits gesprochen, nicht zu Stolz sein und so. Aber die Arbeit an einer wirklich guten User Experience endet eigentlich nie. Wie ein Supermarkt kannst du das UX-Design auch am offenen Herzen stetig weiter optimieren.

 

Zum einen solltest du hier im Hinterkopf behalten, dass sich Seh-, Tipp- und Anklick-Gewohnheiten stetig im Wandel befinden. Populäre Apps geben bei mobilen Anwendungen hier oft den Ton an. Navigationsleiste oben oder unten? Das eigene Profil links oder rechts? Was hier grade in Mode ist bei Instagram, Tiktok und Youtube wird in der Regel von einem großen Teil der User als “normal” und “richtig” empfunden. Eine Website, die vor 3 Jahren an den Start ging könnte also durchaus eine kleine Auffrischung vertragen.

 

Zum anderen kannst du bei bereits gestarteten Projekten konstant Daten über deren User sammeln und dieses Wissen in überarbeitete Konzepte einfließen lassen. Pro Tipp: Du musst nicht einmal darauf warten, dass sich deine User vor dir nackig machen. Große Webseiten wie z. B. Amazon oder die schier unendliche Anzahl an Google Plattformen geben bereits viel Geld für User und Behaviour Research aus. Auch von deren Erkenntnissen kannst du lernen und sparst dabei auch noch Zeit und Geld (aber bitte fang nicht sofort damit an, die Dark Patterns Nummer von Amazon zu kopieren – deine Nutzer werden es dir danken).

 

 

 

Fazit: Wenn du das Ziel deiner digitalen Reise ohne Panne erreichst, war es wahrscheinlich gutes UX-Design und du hast die Frage “Was ist UX-Design?” nun verstanden.

 

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel weiterhelfen konnte. Ansonsten freue ich mich auf Meinungen und Feedback zu diesem Artikel und diesem Blog. Ich bin Katharina und du erreichst mich unter tach@vielfalter.digital oder telefonisch unter der +49 2041 3088070.



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